Der Volks-Prompt

von | Nov 30, 2023

Vor einem Jahr hat OpenAI seinen Chatbot öffentlich zugänglich gemacht: „We are excited to introduce ChatGPT to get users’ feedback and learn about its strengths and weaknesses” hieß es am 30. November 2022 auf dem OpenAI-Blog. Bei dem folgenden Ansturm auf den Prompt hat das Unternehmen sicherlich viel gelernt – über sein Tool und noch mehr über seine Nutzer.

Auch ich habe etwas gelernt. Nämlich, was ein Prompt ist. Und dass es sich mit der generativen KI so ähnlich verhält wie mit dem autonomen Fahren: Ein großes Versprechen, aber mit der Umsetzung hapert es – noch. Dabei fühlt sich ChatGPT etwa so an wie der Spurhalteassistent der ersten Generation. Der war so lange gut, bis man ihn wirklich brauchte. Dann allerdings hat er sich verlässlich verabschiedet.

Solange ich mich mit ChatGPT auf der Autobahn bewege, liefert das Tool: Gliederungen, Ideen für Vorträge, Blogbeiträge und Post-Vorschläge. Alles vertraut und vorhersehbar – die Leitplanken und den Mittelstreifen jederzeit im Blick. Sobald aber das Terrain etwas anspruchsvoller wird, häufen sich Ungenauigkeiten, Fehler und Aussetzer. Manchmal biegt das System auch ohne Vorwarnung ab.

Natürlich lässt sich das autonome Fahren nicht allein mit dem Spurhalteassistenten bewerkstelligen. Ebenso wenig kann uns ein Tool wie ChatGPT das Schreiben, das Fotografieren oder das Malen abnehmen. Doch mittlerweile gibt es eine Fülle von KI-Systemen, die uns bei kreativen Prozessen assistieren. Etwa bei der Suche nach relevanten Inhalten, bei der Wissensorganisation, bei der Ideenfindung, der Content-Produktion und beim Publishing.

OpenAI hat uns vor einem Jahr mit ChatGPT eine KI-Assistenz zum Anfassen gegeben. Sie hat einen festen Platz in meinem Arbeiten gefunden. Aber ich habe den Eindruck gewonnen, dass es noch eine Weile dauern wird, bis wir das Steuer loslassen können und nur noch das Ziel eingeben müssen.